Germania in Wandsbek?
Im Januar 2023 ist die Hamburger Burschenschaft Germania in die Jüthornstraße 104 gezogen. Seitdem leben dort ein Dutzend Burschenschafter – allesamt Männer.
Warum ist das ein Problem?
Wir haben nichts gegen gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften. Ganz im Gegenteil. Auch wollen wir nicht alle Verbindungen und Burschenschaften in einen Topf werfen. Germania aber ist ein Sonderfall und nicht nur ein Haufen verwirrter Konservativer: Die politische Ausrichtung der Burschenschaft ist mehr als problematisch. Die Mitglieder haben ein rassistisches, sexistisches und geschichtsrevisionistisches Weltbild.
Das sehen nicht nur wir so. Auch das Verwaltungsgericht Hamburg attestiert der Burschenschaft Germania eine “rechtsextremistische Grundhaltung”. Darüber hinaus hat sich Widerstand in der Marienthaler Nachbarschaft gebildet. Denn das ideologische Fundament der Burschenschaft basiert auf Rassismus, Sexismus und Fremdenfeindlichkeit.
Aber lasst uns konkret werden…
Fragwürdiges Verhalten legen die Burschis von Germania öfters an den Tag:
- Im früheren Burschenschaftshaus in der Sierichstraße haben sie eintreffende Polizeibeamt*innen mit “Sieg-Heil”-Rufen „begrüßt”.
- Die Burschis begründen auf ihrer Website wie folgt, warum sie keine Frauen in der Verbindung akzeptieren: “Doch würden wir sie entgegen unser (sic.) Tradition aufnehmen, würde das nur einen Haufen an Problemen und internen Reibereien mit sich bringen. […] Und überhaupt: Frauen, die gegenseitig mit scharfen Klingen aufeinander eindreschen, ist doch keine sonderlich wünschenswerte Vorstellung, oder?”
- Germania spielt regelmäßig mit rassistischen Stereotypen, bezeichnet sich selbst im völkischen Tenor als “urdeutsche Angelegenheit” und die Stadt Hamburg als “Sozialamt der Welt”. Die Burschenschaft möchte “Asyl für Flüchtlinge aus Multikultopia” anbieten.
Screenshots:
Ihr seht selbst: Hier hat jemand “vergessen”, was vor weniger als 90 Jahren in Deutschland geschehen ist.
Okay. Aber habt ihr nicht ein bisschen übertrieben? Stalingrad & Normandie, wirklich? Ist das bei den vielen Toten nicht pietätlos?
Wir wissen, dass einige sich an diesem Spruch stören. Es ist eine Replique auf Aussagen von Germania. Die Orte stehen wie keine anderen für das sinnlose Sterben hunderttausender Menschen im Zweiten Weltkrieg. Ein Krieg, der von deutschem Boden ausging. Befeuert vom ausgeprägten Nationalismus griffen deutsche Soldaten nicht nur souveräne Staaten an. Sie terrorisierten auch die Zivilbevölkerung in den besetzten Gebieten. Noch heute wird der Angriffskrieg von einigen bewundert. Auch die Burschenschaft Germania tut das. Sie verklären zum Beispiel die Taten von Karl Mauss, einem deutschen Wehrmachtsgeneral und Mitglied der Verbindung:
„Im Gegensatz zu vielen anderen stehen wir zu unseren Bundesbrüdern und sind stolz darauf, einen wie General Mauss, der durch sein Handeln vielen Zivilisten das Leben gerettet hat, in unseren Reihen gehabt zu haben.“
Dass er deutschsprachigen Zivilist*innen die Flucht ermöglichte, ist nicht falsch. Alleine diesen Aspekt herauszustellen, verkennt aber die Gesamtlage. Nicht nur hatte Deutschland den Krieg zuvor angefangen. Wehrmacht und NS-Strukturen haben in dieser Zeit Millionen von Zivilist*innen aus den Gebieten der Sowjetunion zwangsrekrutiert, vergewaltigt und systematisch umgebracht. Karl Maus kämpfte genau für diesen Staat, der zielgerichtet Millionen von Zivilist*innen ermordete – sie wurden schlicht für “lebensunwürdig” gehalten. Es gibt keinen Grund Karl Mauss zu feiern – Geschichtsrevisionismus at its best!
Wir halten fest: Germania ist eine rassistische, sexistische Burschenschaft. Wandsbek hingegen ist weltoffen.
Deshalb heißt es: Kein Platz für Germania!
Ein Beitrag des Kreisvorstandes der Jusos Wandsbek.