Im Streit um den Flüchtlingswohnungsbau in der Hummelsbütteler Feldmark ist die rot-grüne Bezirkskoalition gemeinsam mit den Wahlkreisabgeordneten Andreas Dressel und Christiane Blömeke den Kritikern weit entgegengekommen. Der Standort Wildes Moor an der Glashütter Landstraße wird für das aktuelle Programm nicht weiterverfolgt, der Standort Rehagen wird in reduzierter, gleich gemischter und damit integrationsfreundlicher Form realisiert. Entsprechende Eckpunkte stellten die Koalitionäre jetzt den örtlichen Initiativen vor (siehe Anlage).
Die maximal mögliche Flüchtlingsbelegung in der Feldmark reduziert sich damit von knapp 3500 auf unter 1000 Flüchtlinge. Zusammen mit den bisherigen im Stadtteil verteilten Unterkünften wird Hummelsbüttel damit auf eine Flüchtlingszahl von gut 1500 kommen – ein großer, aber noch machbarer Beitrag zur Unterbringung.
SPD-Fraktionschef Andreas Dressel: „Wir kommen jetzt den Bedenken der Naturschutzverbände und der Bürger vor Ort nochmal erheblich entgegen. Wir verfolgen die Planungen für eine Unterkunft ‚Perspektive Wohnen‘ am Wilden Moor nicht weiter und realisieren den Standort Rehagen in reduzierter Form mit von Anfang an gemischter Belegung. Damit reduziert sich die Belegung auf unter 1000 Flüchtlinge – das hilft und macht die Integration leichter. Für die Klärung der zwischen Politik und Initiativen weiter strittigen Frage, ob und inwieweit Wohnungsbau in Randbereichen der Feldmark in der Zukunft im Rahmen regulärer Wohnungsbauprogramme mit Blick auf das Ziel des Erhalts der Feldmark insgesamt verträglich ist, geben die Fachbehörden ein Gutachten in Auftrag – dessen Ergebnisse mit den Initiativen und Naturschutzverbänden ausgewertet werden sollen. Klar ist auch: Die Bezirkspolitik wird für die durch die Reduzierung entfallenden Platzkapazitäten kurzfristig mit den Behörden Ersatzoptionen außerhalb des Stadtteils Hummelsbüttel prüfen. In diesen Prüfprozess werden die aktuellen Beteiligungsprozesse landesweit und vor Ort mit einfließen; insbesondere das CityScope-Verfahren bei der HafenCity Universität.“
Die angestrebte Lösung greift dabei die kritischen Anmerkungen bzgl. des Naturschutzes auf und ermöglicht eine genaue Betrachtung der Bedeutung der Feldmark. Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der GRÜNEN Christiane Blömeke dazu: „Unser Angebot ist das Ergebnis vieler intensiver Gespräche, die wir mit den Menschen vor Ort und den Initiativen geführt haben. Wir haben die Sorgen und Kritik ernst genommen und nun – angesichts der Tatsache, dass hier ein Senatsbeschluss umgesetzt werden muss – einen tragfähigen Kompromiss für alle Beteiligten und für den Naturschutz vorgelegt. Der Verzicht auf den Standort am „Wilden Moor“ hilft die Belastungen für die Natur zu reduzieren. Dennoch bleibt der Eingriff in die Natur auch mit einem Standort schmerzhaft. Daher haben wir im Gegenzug auf Ausgleichsmaßnahmen und Aufwertung an anderer Stelle in der Feldmark gedrungen. Mit nun rund 900 statt ursprünglich 3500 Plätzen für Flüchtlinge und einer heterogenen Belegung der Wohnungen verbessern wir zudem auch die Integrationsperspektive für die Flüchtlinge.“
Die Bezirkskoalition wird nun das Bebauungsplanverfahren des verbleibenden Standortes Rehagen im Sinne der angestrebten Lösung voranbringen. Anja Quast, Fraktionsvorsitzende der SPD in der Bezirksversammlung Wandsbek: „Von bezirklicher Seite gilt es nun, die Planungen für den Wohnungsbau für Flüchtlinge engmaschig zu begleiten. Hierzu gehört zum einen das Bebauungsplanverfahren, durch welches zeitnah der ergänzende allgemeine Wohnungsbau ermöglicht werden soll, zum anderen aber auch die Stärkung der vorhandenen sozialen Infrastruktur in Poppenbüttel und Hummelsbüttel. Die Reduktion der Standorte ermöglicht uns nun auch eine stärkere Konzentration der Mittel für eine bessere Integration.“
Wie auch schon bei den bisherigen Bebauungsplanverfahren will die Koalition auch und gerade am sensiblen Standort am Rehagen auf ökologische Bauweisen setzen. Oliver Schweim, stadtplanungspolitischer Sprecher der GRÜNEN in der Bezirksversammlung Wandsbek dazu: „Aus Sicht des Naturschutzes bleibt der Eingriff für uns schmerzhaft. Wir werden den weiteren Planungsprozess und die Erstellung der beiden Gutachten eng begleiten. Wir wollen die Kaltluftschneise möglichst wenig beeinflussen. Gründächer, heimische Bäume, eine höhere Nachpflanzrate, wasserdurchlässige Zuwegungen und Solaranlagen tragen zur Kompensation des Eingriffs bei. Gleichzeitig kommen wir natürlich weiterhin unserer Verantwortung nach, Menschen in Not in unsere Stadt zu integrieren.“