Angesichts der Anmeldung eines Bürgerbegehrens gegen den Bebauungsplan am Spechtort in Lemsahl-Mellingstedt, der von einem Abgeordneten der Wandsbeker CDU-Fraktion angemeldet wurde, reiben sich viele der mit dem Plan bisher befassten Politiker und Lemsahler Bürgerinnen und Bürger die Augen. So wurde hier für den Spechtort doch ein vorbildliches Planverfahren durchgeführt, in welchem die Lemsahler Bevölkerung in einer Form beteiligt wurde, die ihresgleichen sucht.
Die Fläche am Spechtort wurde seinerzeit eigens von der Bürgerinitiative gegen die Bebauung am Hinsenfeld vorgeschlagen, da sie sich aufgrund ihrer Lage und Verkehrsanbindung deutlich besser für eine Bebauung eignet, als das ökologisch und landschaftlich sehr viel wertvollere Hinsenfeld.
Caroline Kreusler von der Bürgerinitiative erläutert ihre Haltung gegenüber dem erneuten Bürgerbegehren: „Wir waren niemals grundsätzlich gegen eine Bebauung in Lemsahl, hielten nur die Fläche am Hinsenfeld für wenig geeignet und die Art der geplanten Bebauung für unpassend. Das ist bei diesem Plan, an dessen Erstellung wir von Anfang an beteiligt waren anders.“
Gemeinsam mit der Bürgerinitiative, dem Lemsahler Heimatverein sowie anderen interessierten Bürgerinnen und Bürgern wurde in mehreren Planungsworkshops die Erstellung des Bebauungs-Planes von Anfang an begleitet. Die Planungen für die Bebauung sind inzwischen weit fortgeschritten, viele Anregungen und Anliegen der Bürgerinnen und Bürger sind in die Planung eingeflossen.
„Der Heimatbund Lemsahl-Mellingstedt kann mit den Planungen für den Spechtort so, wie sie sind, gut leben. Wir haben uns von Anfang an immer wieder in die Planungen eingebracht und sehen sie als Chance für unseren Stadtteil, in die richtige Richtung zu wachsen“, sagt der Vorsitzende des Heimatbundes Hans-Jürgen von Appen.
Erstaunlich ist bei dem jetzigen Bürgerbegehren gegen die Bebauung am Spechtort vor allem der Zeitpunkt der Anmeldung. So gab es in den vergangenen drei Jahren ja eigentlich genug Gelegenheit, sich mit Kritik und Anregungen in die Planungen einzubringen. Bei der regierenden rot-grünen Koalition herrscht insbesondere wegen der gesamten Umstände, die zur Auswahl der Fläche am Spechtort geführt haben und der umfangreichen Beteiligungsmöglichkeiten während des Verfahrens Unverständnis über die Anmeldung des Bürgerbegehrens.
Dazu erklären die beiden Vorsitzenden der Bezirksfraktionen Anja Quast von der SPD und Susanne Zechendorf von den GRÜNEN: „Der Widerstand gegen das Bebauungsplanverfahren am Spechtort zu diesem späten Zeitpunkt, nachdem über mehrere Jahre gemeinsam mit den Lemsahlerinnen und Lemsahlern geplant wurde, ist Heldentum nach Ladenschluss. Während des Verfahrens hat man versäumt, sich einzubringen, und deshalb soll zufällig mitten im Wahlkampf das gesamte vorbildlich abgelaufene Verfahren gestoppt werden. Das wäre ein Rückschlag für die erfolgreiche Bürgerbeteiligung in unserem Bezirk und für den notwendigen Wohnungsbau.“
Unschön an der gesamten Angelegenheit erscheint außerdem die Tatsache, dass der Initiator des Bürgerbegehrens sich zunächst für eine Ausweitung der Möglichkeiten eingesetzt hatte, auf seinem eigenen, in der Nähe des Spechtortes gelegenen Grundstück zu bauen. Erst nachdem sich die rot-grüne Regierungskoalition gegen diese Ausweitung ausgesprochen hatte, entschloss er sich für die Anmeldung des Bürgerbegehrens. „Hier drängt sich einem schon der Gedanke an einen schlechten Verlierer auf; persönliche Befindlichkeiten einzelner Akteure sind allerdings schlechte Beweggründe, um gute Politik zu machen“, meinen Quast und Zechendorf.