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Wasserturm in Farmsen erhalten und für den Stadtteil nutzbar machen

Die Veränderungen rund um das ehemalige Versorgungsheim in Farmsen und der Blick auf den geplanten Wohnungsbau auf der Fläche des Berufsförderungswerks geben Anlass, einen Ort zu schaffen, der die Geschichte erlebbar macht. So kann das Neuentstehende mit der Geschichte des Geländes verbunden werden und der als „asozial“ Verfolgten der NS-Zeit gedacht werden. Als ein solcher Ort des Gedenkens und Zusammenkommens bietet sich der denkmalgeschützte Wasserturm an. Einen entsprechenden Antrag hat die rot-grüne Koalition für die Debatte in der Bezirksversammlung vorbereitet.

Zusätzlich unterstützt rot-grün die Idee, mit historischen Fotos auf Bannern auf die Geschichte des Geländes und seiner Gebäude in Farmsen hinzuweisen. Auch die Ausstellung „Zwischen Zwangsfürsorge und KZ. Arme und unangepasste Menschen im nationalsozialistischen Hamburg“ soll mit einem Rahmenprogramm in den Räumen von Fördern & Wohnen bzw. Pflegen & Wohnen gezeigt werden. Das bietet eine sehr gute Gelegenheit, sich über das ehemalige Versorgungsheim und die dort Untergebrachten zu informieren.

Tom Hinzmann, Mitglied der Wandsbeker SPD-Fraktion aus Farmsen: „Der Wasserturm ggf. mit dem dazu gehörenden Gebäudekomplex könnte für die Bürger:innen des Stadtteils als neues soziokulturelles Stadtteilzentrum zur Verfügung gestellt werden. Das dem Wasserturm direkt gegenüberliegende ehemalige ebenfalls denkmalgeschützte Wirtschaftsgebäude des ehemaligen Versorgungsheimes bietet weitere Raumpotenziale, die in diesem Zusammenhang eine Rolle spielen können. Damit würde auf den Bevölkerungszuwachs im Ortsteil Farmsen ohne notwendige Neubauten reagiert werden und ein neuer Treffpunkt könnte entstehen. Die Voraussetzungen für eine solche Nutzung lassen wir gerade prüfen und hoffen auf ein positives Ergebnis für unser Farmsen.“

Hintergrund:

Das ehemalige Versorgungsheim Farmsen existierte in seinen Grundzügen seit 1904 und wurde um 1961 in das Pflegezentrum Farmsen überführt. Im Nationalsozialismus diente es als „Bewahranstalt“ für bis zu 2.100 als „gefährdet, schwachsinnig und asozial“ abgewertete Hilfsbedürftige. Durch Zwangsarbeit sollten sie an ein „geordnetes“ Leben nach staatlicher Vorgabe gewöhnt werden. Über tausend Menschen wurden entmündigt und zwangssterilisiert. Bewohner:innen wurden in die Tötungsanstalten der „Euthanasie“ verschleppt und dort ermordet. Manche Insass:innen rebellierten trotz der drohenden drakonischen Strafen gegen die menschenunwürdige Behandlung in der Anstalt. Andere versuchten zu fliehen oder nahmen sich aus Verzweiflung das Leben.

Nach 1945 gab es keine Befreiung. Auch wenn das „körperliche und psychische Grauen“ nun weniger wurde, die Menschen blieben hinter dem Zaun in „Verwahrung“ und waren unverändert der „Vormundschaft“ der staatlichen Fürsorge ohne jegliche Selbstbestimmung ausgesetzt. Die Zeit der Zwangseinweisungen war nicht zu Ende. Das Aufsichtspersonal wurde nicht ausgewechselt. Die Leitungsebene blieb unverändert in ihren Positionen und in ihren Einstellungen zur „staatlichen Fürsorge“.

Das änderte sich erst spät. Heute werden die noch vorhandenen historischen Gebäude von Pflegen & Wohnen und Fördern & Wohnen genutzt. Seit einigen Jahren werden nun auf entbehrlichem Gelände des ehemaligen Versorgungsheims moderne Wohnquartiere errichtet, die eine neue Perspektive für das gesamte Areal schaffen. Um die Vergangenheit nicht zu vergessen, sollen, wie schon von der Bezirksversammlung beschlossen, Stelen zukünftig an die Geschichte des Versorgungsheimes erinnern.

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