In Wandsbek sind eine Reihe von Straßen eng mit Akteuren Hamburger Kolonialgeschichte verbunden, wie beispielsweise Graf Heinrich Carl von Schimmelmann, der in Wandsbek gleich für mehrere Straßen Namensgeber ist. Es ist ein wichtiger Bestandteil Wandsbeker Erinnerungskultur, an die Kolonialgeschichte und damit an Rassismus, Ausbeutung und Brutalität durch koloniale Akteure zu erinnern. Deswegen begrüßt die Wandsbek-Koalition es sehr, dass die noch vor der Corona-Pandemie beschlossene Anhörung der Anwohnenden, Gewerbetreibenden und Anlieger der betroffenen Straßen nun umgesetzt wird.
André Schneider, stellvertretender Vorsitzender der Bezirksversammlung und Mitglied der SPD-Fraktion Wandsbek: „Es ist sehr wichtig, sich mit der Historie der namensgebenden Personen auseinanderzusetzen. Dafür gibt es inzwischen sehr gute fachliche Vorarbeiten. Für jede Straße muss der historische Kontext betrachtet werden, um zu entscheiden, ob eine Kommentierung, Einordnung oder auch eine Umbenennung angemessen ist. Wichtig ist uns der Dialog mit den direkten Anliegern, den Interessensgruppen und Experten, damit die Ergebnisse in die gesamtstädtische Erinnerungskultur eingebettet werden können. Die geplante Anhörung wird hierzu einen wichtigen Beitrag für die politische Einordnung und Entscheidungsfindung leisten.“
Conny Poltersdorf, Mitglied der Grünen-Fraktion Wandsbek: „Straßennamen sind nicht einfach nur Orientierung. Straßennamen erzählen Geschichte – aber oft nur aus der Perspektive derjenigen, die Macht hatten. Es geht also nicht darum, Geschichte zu löschen, sondern sie neu einzuordnen. Ich sehe darin eine Chance, unsere Geschichte aufzuarbeiten und Wandsbek als Bezirk zu zeigen, der Verantwortung übernimmt, Vielfalt ernst nimmt und offen ist für Veränderung.“
Kian Shadi, Sprecher für Haushalt, Sport und Kultur der FDP-Fraktion Wandsbek: „Der reflektierte Umgang mit unserer Geschichte ist wichtig für ein gemeinsames Verständnis von Verantwortung und Zusammenhalt. Eine Anhörung zu den Straßennamen mit kolonialem Bezug bietet die Chance, im Dialog mit den Menschen vor Ort Wissen zu vermitteln, Perspektiven auszutauschen und zu einer sachlichen Einordnung zu kommen. Ziel sollte sein, Erinnerung lebendig zu halten und gleichzeitig Brücken zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu schlagen.“
Hintergrund:
Bereits 2020 hat sich die Bezirksversammlung mit der Drs. 21-1625.1 vorgenommen, zur Benennung von Straßen nach Akteuren mit kolonialer Geschichte eine öffentliche Anhörung mit den Anwohnerinnen und Anwohnern der in Wandsbek betroffenen Straßen durchzuführen. Dies ist durch die Corona-Pandemie zunächst nicht möglich gewesen, daher greifen wir diesen Beschluss nun wieder auf und führen die Anhörung im Ausschuss für Haushalt, Kultur und Sport im nächsten Jahr durch.
Zentrale Rolle soll dabei das Gespräch mit den Personen von vor Ort auf Basis der jeweiligen Person sein, der Rahmen der Anhörung sollte sich daher an dieser Zielgruppe orientieren. Weitere Stellen mit externer Expertise wie die Kulturbehörde oder das Staatsarchiv und Initiativen wie Hamburg Postkolonial sind als Gäste dazu zuladen.
In der Anhörung sollen folgende Straßen als aktuell diskutierte Beispiele der Benennung nach Kolonialakteuren umfasst werden:
i. Dominikweg
ii. Neumann-Reichhardt-Straße
iii. Schweinfurthweg
iv. Schimmelmannstraße / Schimmelmannstieg / Schimmelmannallee
v. Schatzmeisterstraße
vi. Wißmannstraße
vii. Wilsonstraße
