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Neugestaltung des Gedenkortes am Höltigbaum

Der Regionalausschuss Rahlstedt hat beschlossen, dass weitere Schritte für eine Neugestaltung des Gedenkortes am Neuen Höltigbaum unternommen werden sollen. Gemeinsam mit dem Runden Tisch der Bezirksversammlung Wandsbek zur Ausarbeitung eines Konzeptes zur Errichtung eines würdigen Orts der Erinnerung in Wandsbek und dem Ausschuss für Haushalt und Kultur sollen jetzt die Kosten ermittelt und die konkrete Gestaltung des Platzes geplant werden.

Carmen Hansch, Haushaltssprecherin der SPD-Fraktion Wandsbek aus Rahlstedt: „Unsere Aufgabe und Verpflichtung ist es, an die in dieser Stadt verübten NS-Verbrechen angemessen zu erinnern. Dies ist über Jahrzehnte nicht in ausreichendem Maße geschehen. Viele engagierte Menschen haben versucht dies zu ändern, haben nicht nachgelassen zu fordern, dass Unrecht benannt und für die Zukunft dargestellt wird. In Wandsbek gibt es gute Beispiele für eine sich stetig entwickelnde Erinnerungskultur in Zusammenarbeit zwischen bürgerlichem Engagement und Politik. Aber es gibt noch viele Orte in Wandsbek, deren Geschichte genauer dargestellt werden muss. Hierzu gehört eine zeitgemäße Gestaltung eines Erinnerungsortes für die Opfer der NS-Wehrmachtsjustiz auf den ehemaligen Standortschießplatz Höltigbaum in Rahlstedt. Dieser Ort hat nicht nur für Wandsbek eine herausragende Bedeutung, sondern für die ganze Stadt. Höltigbaum ist auch vor dem Hintergrund der Zahl der Opfer einer der wichtigsten Orte zur Erinnerung an die nationalsozialistischen Verbrechen, darum bedarf es hier eines würdigen und zeitgemäßen Erinnerungsplatzes.“

Hintergrund:

Hamburg war während des Zweiten Weltkrieges einer der bedeutendsten Wehrmachtsstandorte in Deutschen Reich. Zehntausende von Verfahren gegen Soldaten und Kriegsgefangene wurden von den hier ansässigen Militärgerichten durchgeführt, in zunehmendem Maße ab Ende 1943. Die Vollstreckungen erfolgten im Untersuchungsgefängnis Holstenglacis durch Enthaupten und durch Erschießen auf der Schießanlage des von der Wehrmacht seit 1936 genutzten Übungsplatzes am Höltigbaum. Ca. 160 Vollstreckungen sind hier zwischen 1940 und 1945 namentlich nachgewiesen; vermutet wird eine Gesamtzahl von über 300 Getöteten. Die letzte Erschießung erfolgte fünf Tage von dem Eintreffen der britischen Truppen in Hamburg.

Am Rande des heutigen Gewerbegebietes und am Übergang in den Naturschutzbereich lässt die heutige Geländestruktur nur noch erahnen, was sich dort früher zugetragen hat. Im Rahmen des Hamburger Tafelprogramms „Stätten der Verfolgung und des Widerstands 1922-1945“ erfolgte 2002 die Aufstellung einer Gedenktafel zur Erinnerung an die auf dem Schießplatz hingerichteten Deserteure auf einem kleinen Beet mit einer Grünumrandung. 2015 folgte eine Informationsstele, die allerdings räumlich abseits, mehrere Meter entfernt vom Tafelplatzes steht und keine unmittelbare Verbindung dazu herstellt. Letztlich ist dieser wichtige Platz inzwischen zugewachsen, unsichtbar für die Öffentlichkeit. Gedenkfeiern an diesem Platz und Engagement zur Pflege reichen nicht, um auf diesen Ort aufmerksam zu machen.

2020 wurde bereits im Regionalausschuss Rahlstedt die Initiative ergriffen, eine Veränderung herbeizuführen, die Informationsstele dicht an die Gedenktafel zu versetzen. Das Fachamt Management des öffentlichen Raumes ist daraufhin tätig geworden. Anfang des Jahres 2021 hatte es einen Termin vor Ort gegeben, mit Beteiligten wurde mögliche Umgestaltungen erörtert. Die Vorschläge wurden zu Papier gebracht, von der Verwaltung intern abgestimmt und eine Arbeitsskizze durch eine Werksstudentin erstellt. Diese wurde von dem am Prozess Beteiligten René Seneko, Bündnis Hamburger Deserteursdenkmal, modifiziert. Dies in der Weise, dass alle bekannten Namen auf eine neue längliche Stele gebracht werden könnten, statt mehrere Stelen aufzustellen oder gar ca. 160 Stolpersteine dort zu verlegen. Aufgrund dieser guten Vorarbeit gibt es nun bereits Visualisierungen, wie dieser Ort aussehen könnte. Platzbedarf, Wegekörper, Herrichtung und Unterhaltung der Grünabschirmung und Umstellung der Stele in den rechten Bereich der Gedenkstätte sind somit schon bedacht.

Denkbar ist auch, ähnlich dem Vorgehen bei der Gedenkstätte Ahrensburger Straße/Dräger Werke, die Möglichkeit für andere – beispielsweise auch für Schulen – zu schaffen, sich zusätzlich mit eigenen Überlegungen für ein „Erinnerungsmal“ einzubringen.

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